Biomechanik: Pferdegangarten
Durch: Nestor Imberti Gesendet: 02/06/2023
Bei der Untersuchung der Fortbewegung von Pferden geht es um die Bewegung, Physik und die rassespezifische Art des Pferdes. Pferde haben sich im Laufe der Jahrhunderte in ihrer Bewegung auf der Suche nach Geschwindigkeit, athletischem Können und Komfort entwickelt.
In diesem zweiten Artikel über die Biomechanik des Pferdes werden wir in die verschiedenen Gangarten von Pferden eingehen.
Die Gangarten von Pferden
Die jeweiligen Bewegungen der Vorder- und Hinterbeine des Pferdes machen die verschiedenen Gangarten aus. Es sind Bewegungen mit einer gewissen Komplexität, sehr koordiniert, rhythmisch und automatisch und von einer Länge, die an die Körperlänge gebunden ist.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die verschiedenen Gangarten eines Pferdes zu klassifizieren.
Es wird angenommen, dass es 3 natürliche Gangarten gibt: Schritt, Trab und Galopp.
Es gibt weitere rassespezifischen Gangarten, die von den Grundgängen abgeleitet sind. So führen beispielsweise Paso Peruanos den sogenannten „Paso llano" aus, der fast erschütterungsfrei für den Reiter ist.
Das erste Merkmal, das einige Gangarten von den anderen unterscheidet, ist das Vorhanden- oder Nichtvorhandensein der Schwebephase während der Bewegung.
Die Schwebephase ist der Zeitraum, in dem sich alle vier Gliedmassen gleichzeitig in der Luft befinden, also in der Hangbeinphase.
Die Hangbeinphase ist das Zeitintervall, in dem die Extremität nicht mit dem Boden in Kontakt ist.
Während im Schritt immer ein Bein Kontakt mit dem Boden hat, gibt es im Trab und Galopp Momente, in denen es keinen Kontakt mit dem Boden gibt.
Gangarten können nach Symmetrie klassifiziert werden.
Schritt und Trab sind symmetrische Gangarten, da die linken und rechten Schritte im selben Taktabstand erfolgen.
Der Mittelgalopp und der Galopp sind asymmetrische Gänge, da sich die rechten und linken Gliedmassen unterschiedlich bewegen.
Die häufigste Klassifizierung erfolgt jedoch aufgrund der Anzahl der Schritte auf dem Boden, die bei jeder Abfolge zu spüren sind.
Der Schritt hat 4 Schläge, der Trab 2 und der Galopp 3.
Wir müssen bedenken, dass in der natürlichen Bewegung des Pferdes Übergänge auftreten, um von einer Gangart zur anderen zu wechseln. Der Wechsel vom Schritt zu Trab, vom Trab zum Galopp und vom Galopp zum Schritt sollte so präzise und reibungslos wie möglich sein, um ein Ungleichgewicht des Pferdes zu vermeiden.
Als nächstes werden wir die drei natürlichen Gangarten des Pferdes genauer betrachten.
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Der Schritt
Der Schritt ist ein natürlicher, symmetrischer 4-Takt-Gang.
Die Schrittabfolge im Schritt beginnt mit dem linken Hinterbein und ist die folgende:
- Anheben des Linken Hinterbeins (LH)
- Auftreten mit LH und Anheben des Linken Vorderbeins (LV)
- Auftreten mit LV und Anheben des Rechten Hinterbeins (RH)
- Auftreten des RH und Anheben des Rechten Vorderbeins (RV)
Das heisst, vor dem Anheben eines Beines tritt es mit dem Bein auf, das bereits in der Hangbeinphase ist. Ein Bein nach dem anderen wird angehoben. Deshalb ist der Schritt ein Viertakt-Gang, da das Pferd in der Sequenz viermal auftritt, einmal je Bein.
Die Geschwindigkeit eines Pferdes im Schritt kann etwa 6 Kilometer pro Stunde betragen.
Jedes Bein in dieser Gangart berührt den Boden etwa 50 bis 60 Mal pro Minute und wird von einer Bewegung des Nackens begleitet, der sich synchron mit den Schritten streckt und zusammenzieht.
Diese Nickbewegung muss mit den Zügeln synchronisiert werden, um die Bewegung des Halses nicht zu stören und trotzdem immer eine Anlehnung vorhanden ist, d. h. der Kontakt zum Pferdemaul erhalten bleibt.
Anlehnung bedeutet, dass die Spannung in den Zügeln keine Reaktion des Pferdes motiviert, um diesem leichten Druck zu entkommen. Wenn dieser höher wäre, wäre es keine Anlehnung mehr, denn das Pferd würde den Kopf schütteln, die Zunge herausstrecken oder langsamer werden, statt den Hals im Takt mitzubewegen.
Wenn das Pferd die Anlehnung mit der Hilfe zum Abbremsen verwechselt, gibt es eine Reihe von Antworten auf diesen Druck, um ihm zu entkommen und verliert dabei den Impuls und die Flexibilität der Hinterbeine. In Sportarten wie der Dressur kann dies zur Disqualifizierung führen.
In der Dressur wird oftmals vom Pferd verlangt, diese Gangart so auszuführen, dass die Hufspuren der Hinterbeine vor den Hufspuren der Vorderbeine sind.
Diese Option ist sehr interessant, kann aber nur durchgeführt werden, wenn das Pferd einen sehr entspannten Rücken aufweist und auch nur auf der Reitbahn. Bei einem Ausritt im Freien würde es eine Veränderung der Gelenkbiegungen auslösen, die anspruchsvoller wäre als die natürliche Bewegung des Pferdes in Freiheit.
Der sicherste Weg, die Gelenke gesund zu erhalten, ist, wenn der Huf der Hinterbeine in den Hufabdruck der Vorderbeine tritt.
Einige Pferde mit einer speziellen Knochenformation, wie die Paso Peruanos, können mit den Hinterbeinen den Hufabdruck der Vorderbeine überschreiten, ohne die Gelenke zu belasten.
Der Trab
Der Trab ist eine natürliche, symmetrische und diagonale Zweitakt-Gangart.
Das Pferd bewegt ein Beinpaar bestehend aus Vorder- und Hinterbein gleichzweitig, entweder diagonal oder derselben Seite.
Zwischen den Stützbeinphasen der beiden Beinpaare gibt es eine Schwebephase. Die Trittabfolge ist diese:
- Stützbeinphase Hinterbein Rechts (HR) + Vorderbein Links (VL)
- Stützbeinphase Hinterbein Links (HL) + Vorderbein Rechts (VR)
Zwischen den Stützbeinphasen tritt eine kurze Schwebephase, während der alle Beine in der Luft sind.
Die Standardgeschwindigkeit dieser Gangart ist zwischen 70 und 80 Hufauftritten pro Minute und während der Bewegung verlängert oder verkürzt sich der Hals des Pferdes nicht.
Die normale Geschwindigkeit eines Pferdes das trabt kann etwa 15 Kilometer pro Stunde betragen, obwohl Traber bis zu 45 Kilometer pro Stunde in einem Rennen gehen können.
Die Mindestgeschwindigkeit ist jedoch Null (ohne Vorankommen) bei einem Pferd, das eine „Piaffe" (auf der Stelle traben) ausführt.
Der Mittelgalopp
Der Mittelgalopp ist ein Dreitaktgang. Er ist schneller als der Trab und ist dem Galopp ähnlich, doch viel langsamer als diesr.
Bei dieser Gangart wird ein Vorder- oder Hinterbein diagonal mit zwei Hinter- oder Vorderbeinen bewegt.
Es gibt eine Schwebephase nach dem dritten Takt.
Die Sequenz, beginnend mit dem rechten Vorderbein ist folgende:
- Stützbeinphase Hinterbein Links (HL)
- Stützbeinphase Hinterbein Rechts (HR) + Vorderbein Links (VL)
- Zuletzt tritt das Vorderbein Rechts (VR) auf
Dies bedeutet, dass der Mittelgalopp keine symmetrische Gangart ist, da in allen drei Takten ein Hinterbein auftritt, gefolgt von einer Diagonale, die aus einem hinteren und einem vorderen Bein besteht und mit dem Vorderbein endet, dass dem Hinterbein gegenüberliegt. Dann folgt die Schwebephase.
Die Geschwindigkeit der Beine, die sowohl einzeln als auch diagonal auftreten, kann Werte von 110 Huftritten pro Minute erreichen.
Wenn Pferde in Freiheit eine Drehung im Mittelgalopp oder auch im Galopp machen, tun sie dies vorzugsweise mit demjenigen Vorderbein, das dem inneren Teil der Drehung entspricht. Wenn Sie es umgekehrt machen, dh mit dem äusseren Vorderbein der Drehung, wird es schwieriger.
Der Galopp
Wenn das Pferd die Geschwindigkeit aus dem mittleren Galopp erhöhen soll, kommt ein Punkt, an dem es in den Galopp kommt.
Wir könnten sagen, dass der Galopp eine Ableitung des Mittelgalopps mit erhöhter Geschwindigkeit ist. Es ist ein Viertaktgang, die Diagonale wird aufgehoben, da ein Bein vor dem anderen auftritt und so zum Viertakt wird.
Die Länge des Schritts nimmt linear mit der Geschwindigkeit zu. Das Gleiche geschieht jedoch nicht mit der Zunahme der Galoppfrequenz, die nicht linear ist.
Die Sequenz der Pferdebeine im Galopp ist generell transversal:
- Stützbeinphase Hinterbein Rechts (HR)
- Auftreten des Hinterbein Links (HL)
- Auftreten des Vorderbein Rechts (VR)
- Autreten Vorderbein Links, das den Galopp führt (VL)
Im Galopp bewegt sich der Pferdehals nach oben und unten.
Das Pferd galoppiert sicher, wenn es bei einer Rechtswendung auf dem linken Bein dreht, d. h. auf das rechte Vorderbein vorläuft.
Das Gegenteil ist, wenn es bei einer Rechtswendung auf dem rechten Bein dreht, d. h. das linke Vorderbein vorläuft.
Der Galopp ist die schnellste Pferdegangart mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 40 bis 48 km/h, die ein gut trainiertes Pferd während relativ langer Zeit halten kann (30 – 40 Minuten). Rennpferde können Geschwindigkeiten bis zu 66 km/h erreichen.
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Weitere Gangarten
Neben den 3 grundlegenden Gangarten gibt es noch spezielle andere Gangarten.
Manche Pferderassen haben eine besondere Weise, sich fortzubewegen, z. B. der Pass wie beim Paso Fino, Tennessee Walking Horse und Islandpferd, etc.
Der Pass bei Gangpferden
Der Pass ist eine Gangart, die bei bestimmten Pferderassen aufkommt.
Es ist ein Zweitaktgang, bei dem die Beine nicht diagonal, sondern die derselben Seite gleichzeitig bewegt werden.
D. h. die beiden Beine einer Seite befinden sich in der Hangbeinphase, während sich das andere Beinpaar in der Stützbeinphase befindet.
Der Pass ist bedeutend bei der Pferderasse Paso Peruanos.
Diese Gangpferderasse hat den „Paso llano“, ein gebrochener Pass im Viertakt, der bis zu 14 km/h erreicht. Dieser Gang ersetzt den Trab, sie gehen direkt vom Pass in den Galopp über.
Die Gänge des Islandpferdes
Isländer sind die einzige Pferderasse mit 5 Gangarten. Neben Schritt, Trab und Galopp gibt es noch zwei weitere.
Der Tölt ist ein Viertaktgang, der bis zu 25 km/h erreichen kann.
Dann gibt es noch den 5. Gang der Isländer, der Skeid oder Rennpass. Dieser Gang ist sehr schnell und das Pferd bewegt dabei das Beinpaar derselben Seite gleichzeitig.
Die Gänge des Paso Fino
Der klassische Paso Fino ist ein lateraler Viertaktgang. Das Pferd ist ruhig und macht sehr kurze und schnelle Schritte, während es sehr langsam vorankommt.
Der Paso Corto ist die zweite Gangart des Paso Fino. Während es dem klassischen Paso Fino ähnelt, bleiben die Hufe etwas länger in Bodenkontakt.
Der Paso Largo ist die schnellste Gangart dieser Rasse. Das Pferd macht sehr schnelle Schritte, aber mit mehr Bodenkontakt als beim Paso Fino und Paso Corto.
Die Gänge des Tennessee Walking Horse
Diese Pferderasse stammt aus Tennesse, im Süden der USA und ist für seinen typischen, schnellen Viertaktgang bekannt. Die Bewegungen sind synchron und rhytmisch und für den Reiter sehr bequem.
Seine sanfte Gangweise, grosse Ausdauer und ruhiges Temperament macht es zu einem idealen Pferd für Ritte in der Natur.
Schlussfolgerungen
Die einzigartige Schönheit und Eleganz von Pferden beim Gehen zeichnet sich durch die unterschiedliche Art und Weise aus, wie es seine Schritte koordiniert und verbindet. Die verschiedenen Gänge müssen dem Reiter bekannt sein, um sie rassetypisch unterscheiden zu können.
In diesem Artikel wollten wir die grundlegenden Aspekte der drei natürlichen Gänge und spezielle Gangweisen anderer Pferderassen zeigen.
Für mehr Informationen zur Biomechanik von Pferden können Sie den ersten Beitrag der Reihe lesen, Die Fortbewegung des Pferdes.
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