Wohlbefinden des Pferdes verstehen

Durch: Maribel Estefanell Gesendet: 15/10/2021

Wir haben eine grosse Leidenschaft für Pferde und wünschen, dass sie glücklich und gut versorgt sind. Doch es geht dabei nicht nur um eine gute Ernährung und eine angemessene Umgebung. Eine Reihe weiterer Faktoren spielen eine Rolle, um das Pferdewohl zu garantieren.

Das Interesse daran, die Lebensqualität der Pferde zu steigern, führt auch dazu, Ideen zu entwickeln, um das Wohlbefinden der Pferde bewerten zu können. In diesem Beitrag erläutern wir die Entwicklung und Untersuchungen dahingehend.

Die Entwicklung des Interesses für das Tierwohl

Während die Sorge um die Pflege des Pferdes mit der Umsetzung des Konzepts des „Tierwohls" im Wesentlichen auf die Gesundheit des Pferdes ausgerichtet war, hat sich die Haltung der Besitzer gegenüber ihren Tieren erheblich verbessert.

Die Sorge um den Tierschutz ist ebenso alt wie die Tierhaltung; auch wenn der Grund nicht so sehr für das Tier selbst galt als für die Vermeidung des Todes des Tieres und dem Verzehr von gesundem Tierfleisch.

Der aktuelle Begriff „Tierwohl" umfasst sowohl die körperliche Verfassung des Tieres als auch den emotionalen Zustand. Dabei werden Aspekte wie die Umgebung, in der das Tier lebt und arbeitet, die menschlichen Einstellungen und Praktiken und die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen berücksichtigt.

Mitte der 60er Jahre formulierte Roger Brambell fünf Prinzipien, um die Bedingungen zu beschreiben, die gegeben werden müssen, damit ein Tier sich wohl fühlt. Diese Grundlagen sind als die „Fünf Freiheiten" des Tierwohls bekannt.

1994 entwickelten Mellor und Reid das Modell der Fünf Domänen des Tierwohls, das positive Maßnahmen für das Wohlbefinden der Tiere einschloss.

Jahre später, zwischen 2004 und 2009, entwickelte sich das europäische Projekt Welfare Quality, das sich hauptsächlich auf Nutztiere konzentrierte, wo die ersten vier Domänen in 12 Punkte für die Bewertung des Tierschutzes unterteilt wurden.

Die Akzeptanz der breiten Öffentlichkeit für die Art und Weise, wie wir Tiere verwenden, trägt zunehmend dem Tierwohl bei. Die so genannte „Soziallizenz" der heutigen Gesellschaft wird in dem Bestreben beobachtet, nur Tierprodukte zu konsumieren, die diesen Anforderungen entsprechen.

Tierwohl bei Pferden

Wenn wir das Thema Tierwohl auf Pferde übertragen, stellen wir fest, dass viele Artikel geschrieben und Studien durchgeführt wurden.

Wir befinden uns in einem ganz anderen Bereich als in der Nutztierhaltung. Pferde werden für Rennen, Dressur- oder Springwettbewerbe oder für Reittouren eingesetzt. Es werden auch Pferde auf dem Land noch zum Pflügen von Feldern oder für den Transport verwendet.

Untersuchungen im Bereich der Pferdeethologie und das Streben nach dem Wohlbefinden der Pferde ist heute unabdingbar, egal in welchem Bereich Pferde eingesetzt werden.

Einer der Trends, die in den letzten Bewertungen bemerkbar war, ist, dass, anstatt nach Anzeichen von negativem Wohlbefinden in der Hoffnung, sie zu beseitigen, nach positiven Anzeichen gesucht wird, dass das Pferd ein lebenswertes Leben hat.

Um dies zu erreichen, müssen wir in der Lage sein, beim Pferd Hinweise darauf zu entdecken, wie es sich sowohl körperlich als auch emotional fühlt. Und zwar stetig, nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern von seiner Geburt bis zu seinem Tod, indem man die verschiedenen Umgebungen und Zusammenhänge untersucht.

Letztendlich müssen wir die Lebensqualität der Pferde bewerten, indem wir Verhalten und Gesichtsausdrücke interpretieren, die uns helfen werden, alltägliche Verhaltensmuster durch Etogramme zu erstellen.

Für die Verbesserung des Wohlbefindens von Pferden ist die meist genutzte Methode die Anwendung der 5 Domänen des Tierwohls.

Pferde sind sensible Tiere. Die Sensibilität ist die Kapazität eines Tieres, um positive und negative Erfahrungen zu erleben, die sich auf sein Wohlsein auswirken. Das Modell der fünf Domänen ist ein gutes Werkzeug, um diese Erfahrungen zu erforschen, verstehen und bewerten.

Dieses Modell der 5 Domänen muss allerdings an die Pferdewelt angepasst werden.

Zusätzlich zur Anwendung dieser Domänen gibt es mehrere Leitfaden, um das Pferdewohl zu verbessern.

Einer davon ist das Handbuch für Pferde, der Guide to good animal welfare practice for the keeping, care, training and use of donkeys and donkey hybrids, einer Initiative von einer Gruppe Freiwilligen einer EU-Plattform zum Tierwohl.

Die 5 Domänen des Tierwohls

Da wir nun untersucht haben, wie sich das Tierwohl entwickelt hat und wie es auf Pferde angewendet wird, werden wir die 5 Domänen des Tierwohls erläutern:

Sie werden in 4 Domänen zum funktionellen Körper und einer fünften Domäne zur mentalen Gesundheit unterteilt.

Alle fünf Domänen erhalten dieselbe Wichtigkeit und sie sind alle relevant, um sowohl das körperliche wie auch mentale Wohlbefinden eines Tieres, wie auch sein adäquates Verhalten zu garantieren.

David Mellor erarbeitete zuerst die fünf Domänen, deren erste vier positive und negative Erfahrungen beinhalten und aus dieser Kombination die fünfte Domäne entsteht, der emotionale Zustand.

Mehr Details zu den fünf Domänen:

Ernährung

Alle Tiere benötigen Wasser und Nahrung guter Qualität, ohne Durst oder Hunger zu leiden. Die Nahrung muss ausreichend sein, sowohl was die Qualität wie auch die Menge angeht und dies hängt von der Tierart, dem Alter und physiologischem Zustand ab.

Gesundheit

Es muss dem Tier eine gute Gesundheit garantiert und Verletzungen, Krankheiten und Schmerzen vermieden werden. Es ist ebenso notwendig, regelmässige Kontrollen durch den Tierarzt zu machen, um Krankheiten vorzubeugen oder eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.

Haltung

Der Lebensraum der Tiere ist sehr wichtig. Es muss ein angemessenes Habitat für die jeweilige Tierart sein, wo sie Unterschlupf, Sicherheit und Ruhe vorfinden. Sie brauchen auch eine angemessene Umgebungstemperatur und Schutz vor klimatischen Adversitäten.

Verhalten

Die Interaktion mit anderen Tieren seiner Art, das normale Verhalten und die Freiheit des Ausdrucks müssen gewährt sein. Es ist wichtig, dass die Tiere ihr arttypisches, natürliches Verhalten ausleben können.

Mentaler Zustand

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Tiere fühlende Lebewesen sind. Deshalb ist es notwendig, Situationen zu vermeiden, die Angst, Unwohlsein, Frustration und Stress verursachen. Tiere haben Emotionen und positive mentale Zustände, die gefördert werden müssen.

Die 5 Domänen des Pferdewohls

Für eine verbesserte Entwicklung und Anwendung der 5 Domänen des Tierwohls bei Pferden hat Cristina Wilkens in der Zeitschrift „Horse & People“ einen Leitfaden über die Bewertung des Pferdewohls veröffentlicht.

In diesem Leitfaden wird erklärt, was bei jeder der 4 funktionellen Domänen vermieden werden muss, um positive Effekte und positive emotionale Zustände zu erhalten (5. Domäne).

Schlussgedanken

Wie in diesem Beitrag beschrieben, wurden über die Jahre hinweg verschiedene Methoden entwickelt, um das Wohlbefinden der Pferde zu garantieren.

Die Anwendung und Entwicklung dieser Methoden müssen sowohl von Profis, Züchtern und Trainern garantiert werden, wie auch von Sport- und Freizeitreitern.

Institutionen wie die ISES ( International Society for Equitation Science) fördern und unterstützen Untersuchungen in Bezug auf Pferde und ermöglichen so einen Fortschritt in der Pferdewelt und somit auch ein verbessertes Wohlsein der Pferde.

Aspekte wie die Entwicklung der Pferde von Geburt an und seine Beziehung zum Muttertier helfen, Modelle des Wohlbefindens bezogen auf das natürliche Verhalten anzuwenden. Die Entwicklung und Anwendung der 5 Domänen des Tierwohls müssen den Pferden von Geburt an bis zum Lebensende gewährt werden.

Für ein besseres Verständnis dieser Untersuchungen empfehlen wir einige Interviews, die wir bei Ampascachi mit Profis und Doktoren im Thema Pferdewohl geführt haben, wie Dr. Camie Heleski , Dr. Janne W. Christensen und Dr. Paul McGreevy.

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